Gut versteckt auf einem Ausläufer des sogenannten Waltenhauser Schlossbergs befindet sich eine große Ringwallanlage. Der Bereich der Anlage ragt eher in das benachbarte Kammeltal, befindet sich aber auf der Flur der Gemeinde Waltenhausen.
In einigen Karten ist hier die Rede von einer Keltenschanze. Und auch der Name Schlossberg ist unserer Meinung ein Trugschluss. Das hier einmal ein Schloss oder eine Burg stand kann eigentlich ausgeschlossen werden.
Das bayerische Amt für Denkmalschutz hat die Stelle als “früh mittelalterlichen Ringwall” klassifiziert.
Die Größe dieses Ringwalls ist durchaus beachtenswert. So misst dieser eine Länge von gut 140 Metern und eine Breite von ca. 70 Metern. Typsich für Ringwälle ist auch dieser in mehrere Abschnitte unterteilt. Der kleinere Abschnitt über den wohl auch der Zugang zur Befestigung geregelt war misst 50x70 Meter. Der größere, dem Kameltal zugewandte Teil, ist ca. 90x70 Meter groß.
Nach drei Himmelsrichtungen (Norden, Osten, Süden) ist das Gelände steil abfallend und damit nur von Westen her zugänglich.
Die Frage, die sich bei dieser Anlage immer wieder aufdrängt ist der Sinn bzw. der Zweck der Errichtung.
Gehen wir von einer früh mittelalterichlichen Anlage aus, dann handelt es sich unserer Meinung nach höchstwahrscheinlich um eine sogenannte Fliehburg. Wirklich schützenswerte Objekte, größere Ansiedlungen oder einflussreiche adlige Familien sind in der Gegend nicht bekannt.
Auch der Waltenhauser Ortsadel, der von 1120 bis 1423 urkundlich gesichert ist hatte seinen Sitz wohl im Ortskern.
Fliehburgen wurden als Rückzugsort vor anrückenden Feinden benutzt und waren nicht ständig bewohnt. Auch der Begriff Burg ist nicht mit einer befestigten, aus Stein gemauerten Anlage gleichzusetzen.
Solche Anlagen entstanden auch meistens in der Nähe von schützenswerten Objekte wie Klöstern oder größeren Ortschaften. Beides ist hier aber nicht der Fall. Ebenfalls befindet sich die Anlage relativ weit vom nächsten Ort entfernt.
Auch das Gelände innerhalb der zum Teil massiven Wälle und tiefen Gräben ist von der Mitte immer nach links und rechts hin stark abschüssig. Deswegen kann ausgeschlossen werden das innerhalb der schützenden Wallanlage Gebäude stehen konnten. Auch konnte kein einziger Mauerstein oder ähnliches gefunden werden. Ein weiteres Indiz also, dass sich hier nie eine aus Stein gemauerte Anlage befand.
Warum aber ist vorallem in ältern Karten die Rede von einer Keltenschanze. Fliehburgen, Ringwälle oder sogar die bekannten Ungarnwälle (Ungarnrefugien) wurden oft auf schon bestehenden frühzeitlichen Befestigungsanlage gebaut. Dies kann natürlich hier nicht augeschlossen werden.
Die Anlage wie sie aber heute aufzufinden ist, untereilt in zwei Bereiche, mit wirklich massiven Gräben und Wällen, deutet nicht auf eine “gewöhnliche” Keltenschanze hin wie wir sie in Mittelschwaben kennen. Die alleinige Größe der Anlage ist schon ein Indiz dafür, dass es sich nicht um eine keltische Befestigungsanlage handeln kann.
Die in der Gegend bekannten Keltenschanzen haben immer eine viereckige Form und sind meistens fast oder annähernd quadratisch.
Könnte es sich hier eventuell um einen weiter oben erwähnten Ungarnwall gehandelt haben? Frühmittelalterlich würde passen. Die Ungarn wurden 955 bei der Schlacht auf dem Lechfeld geschlagen. Ebenfalls gilt es als gesichert, dass sie in Bayern bis zur Iller vorgedrungen sind. Ein weiteres Indiz über das wir hier aber nur spekulieren können sind die, für Ungarnwälle typsichen, Anäherungshindernisse.
Dabei handelte es sich um Gräben oder andere Hindernisse wie umgestürzte Bäume oder Dornen, die im Vorfeld der Befestigungsanlage installiert wurden.
Diese sollten die berittenen Ungarn aufhalten oder im Besten Fall sogar zwingen von Ihren Pferden abzusteigen.
Wie weiter oben schon erwähnt würden aufgrund der Gegebenheiten dies beim “Waltenhauser Ringwall” nur im Westen Sinn machen.
Und tatsächlich exakt 100 Meter vor der Anlage sieht weitere Gräben zu entdecken, bei denen es sich um Annäherungshindernisse gehandelt haben könnte.
Ein Ungarnwall war diese Anlage aber mit ziemlicher Sicherheit nicht. Vergleicht man die Anlage zum Beispiel mit der "Haldenburg" in Schwabegg wird sofort klar warum es sich hier in Waltenhausen nicht um so einen "Wall" handeln kann. Die Dimensionen, und vorallem der schildmauerartige Wall fehlen hier komplett. Es ist wird ein Rätsel bleiben, um was es ich hier handelt. Am Wahrscheinlichsten bleibt eine frühmittelalterliche Fliehburg.
Ungarnwälle sind in bayrisch Schwaben allerdings eher im Großraum Augsburg bekannt.
Über den “Ringwall im Eurasburger Wald” kann man allerdings folgendes lesen:
“Die versteckte Lage im Gelände in einigem Abstand zur nächsten Siedlung ist ein weiteres Indiz für eine frühmittelalterliche Datierung des Denkmales. Solche Dorfschutzburgen ergänzten vor allem während der Zeit der Ungarneinfälle das auf höchste Anordnung geplante System großer Landesburgen im ostfränkischen Territorium”
Ein weiterer Ungarnwall ähnelt von der Aufteilung der Anlage ebenfalls dem Ringwall in Waltenhausen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ringwall_im_Kirchholz_(Haberskirch)
Zu guter letzt bleibt die große Frage wozu dieser Ringwall im Waltenhauser Wald gedient hatte und von wem er erbaut wurde.
Heute führt ein Forstweg in die Anlage. Dies ist wahrscheinlich aber auch der frühere Eingangspunkt.
Der Wall entlang der südliche Seite. Gut zu erkennen der Graben vor dem Wall.
Innerhalb der "Vorburg" mit Blick auf den Wall in Richtung Westen. (Eingang)
Graben und Wall vor dem zweiten Teil ("Hauptburg") der Anlage
Eingang in die Hauptburg
Direkt im inneren Graben der Hauptburg. Blick Richtung Westen. Links beginnt der Innenraum, rechts der Wall mit anschließendem Steil abfallendem Gelände.
Außerhalb der Anlage im Nordosten. Mit Blick auf den Wall. Es geht steil hoch.
Innerhalb der Anlage. Blick von Süden Richtung Norden. Das Gelände innerhalb ist auch sehr uneben. Es finden sich wenige geebnete Stellen.
Wegesperre 100 Meter vor dem vermeintlichen Eingang.
Aufgeschütteter Graben der Wegesperre
Topographischer Plan der Ringwallanlage, 1975