Die Flur von Waldheim, ungefähr 50 Hektar (etwas größer als der Vatikanstaat) war bis 1936 vollkommen mit Wald bedeckt. Es waren Privatwälder von Bürgern von Ried und umliegenden Dörfern. Im Winter 1936 auf 1937 wurde auf diesem Gelände der "Bombenabwurfplatz Kemnat-Ried" errichtet: Der Wald wurde abgeholzt, zwei Beobachtungstürme, 11 Meter hoch und ein Betonbunker wurde gebaut. Der Bombenabwurfplatz war Übungsplatz für das Kampfgeschwader "KG 51 Edelweiß". Zu ihm gehörte der Fliegerhorst Leipheim, Memmingen und Landsberg. Später übten hier auch Flieger von Gablingen, Lagerlechfeld, Ansbach und Neuburg/Donau. Die Flugzeuge warfen ihre Bomben meist aus einer Höhe von 300 Metern ab. Für die Bewohner von Behlingen, Ried und Kemnat war es nicht angenehm, so in nächster Nähe die Bomben pfeifen zu hören. Einige Male verfehlten die Bomben auch ihr Ziel und fielen nach Behlingen und Ried, ohne Schaden anzurichten. Das Ziel für die Bombenabwürfe war eine Flugzeugattrappe und ein Wurfkreuz. Vom Bunker aus konnten Zielscheiben bedient werden, auf die mit Bordkanonen geschossen wurde. Geworfen wurden Betonbomben, die aber nicht explodieten. Beim Aufschlag entwickelte sich Rauch und zeigte den Beobachtern die Stelle des Einschlags. Sprengbomben wurden nicht geworfen. Wenn ein Fliegerhorst einen Übungstag hatte, wurde das vorher gemeldet. Die Bewohner der Dörfer durften dann den Wald und auch die angrenzenden Felder nicht betreten. Soldaten der Luftwaffe beobachteten von den Beobachtungstürmen aus, ob die Bomben ihr Ziel getroffen hatten.

Das Kriegsende 1945 brachte auch das Ende des Bombenabwurfplatzes. Dem Heimatvertriebenen Franz Schäfer von Ried kam der Gedanke, hier für Heimatvertriebenen eine neue Heimat zu schaffen. Mit anderen Heimatvertriebenen von Ried begann er zu roden. In jahrelanger mühseliger Arbeit entstand der Weiler Waldheim. 1953 konnten 8 Familien in ihr neues Heim einziehen (somit ist Waldheim der jüngste Ort im Landkreis Günzburg). Auf die Initiative des Vorstandes des Krieger- und Soldatenvereins Behlingen-Ried, Alois Mändle, wurde 1974 neben dem nördlichen Beobachtungsturm eine Kapelle gebaut. Die Kapelle ist geweiht dem Gedächtnis der Toten der beiden Weltkriege, hier an dieser Stelle, wo von 1937 bis 1945 junge Menschen das grausame Handwerk des Bombenwerfens lernen mussten. 1978 hat der Landkreis die Kapelle übernommen. An einem Sonntag im August wird jedes Jahr bei der Kapelle ein Feldgottesdienst gehalten.

Ein besonderer Tag war der 10. Mai 1981, als Bundespräsident Karl Carstens auf seiner Deutschlandwanderung Waldheim besuchte und hier eine Linde pflanzte.

Waldheim

Friedenskaplle mit Beobachtungsturm.

Waldheim1

Waldheim2

Waldheim4

Der nicht mehr vorhandene Betonbunker.

 

Es ist eine gute Phantasie erforderlich, um sich vorstellen zu können, was einst für eine mächtige Anlage im Günztal zwischen Obergünzburg und Ronsberg auf dem Bergsporn thronte.

Das einstige Burgschloss galt als das mächtigste, sicherste und am besten bewaffneteste seiner Art im Allgäu.

Um die hochmittelalterliche Burg, später das Schloss und sogar kurze Zeit Kloster ist schon viel berichtet worden. Deshalb möchten wir gerne auf folgende Links zur Geschichte der stolzen Anlage verweisen:

https://www.tief-im-allgaeu.de/liebenthann-das-verwunschene-schloss-im-wald/

https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Liebenthann

 

Folgende Schautafeln sind am Gelände des Burgstalls aufgestellt:

Liebenthann

Liebenthann1

Liebenthann2

Liebenthann3

Liebenthann4

Liebenthann5

Liebenthann6

 

Die Anlage befindet sich am westlichen Talrand der Kammel auf einer Kuppe. Steiler Abfall nach Nordwesten, mäßig abfallend nach Süden und Südosten, flaches Gelände nach Nordosten. Die Süd-und Westfront werden von einem schmalen Randwall begleitet, der 3 m zu einem schwach ausgeprägten Graben abfällt, dem nur im Süden ein Außenwall vorgelagert ist. Reste des Grabens sind auch im Norden feststellbar. An den steilen Hangkanten fehlen Befestigungen.

 

Sage: Vom Buschtellinger (Burgstall) zu Behlingen:

Wer am Nordhang des Buschtellingers herumsteigt, findet eine größere Mulde, die sich bei längerem Regen mit Wasser füllt. Die Behlinger erzählen, hier sei ihre einstige Burg versunken und wie das alles zugegangen, wissen sie auch:

Das in frühen Zeiten auf de Burg lebende Rittergeschlecht habe immer großen Wert auf gutes Einvernehmen mit ihren Grundholden gelegt. Später aber als die RItter ihre großen ritterlichen Tugenden verleugneten, wurde das anders. Die Forderungen der Burgherren wurden immer härter und die Bauern seufzten bald unter den vielen Zehnten, Gilten, Frondiensten und sonstigen Abgaben. Dazu gehörten Hühner, Enten und Gänse, Honig, Wachs und Schmalz und - als die Burgfrauen gar noch zu faul zum Kochen wurden - auch noch fertiger Braten am Sonntag, sowie Milch-, Butter-, Eierspeisen und Gesottenes während der Woche. Für Fische und Wildbret sorgten die Burgknechte. Eines Freitags, mitten in der heißen Getreideernte, traf es ein paar Bäuerinnen, Dampfnudeln zur Burg zu tragen. Mochten sie auch noch so appetitlich aus den Körben lachen, den herrschaftlichen Zungen, Gaumen und Mägen erschienen die Dampfnudeln doch zu hart. Weil die auf der Burg nicht mehr wussten, wie schwer Bauernarbeit ist und sie in den Früchten der Erde nicht mehr Gottes Gabe erkannten, meinten sie in ihrem Übermut, die Dampfnudeln wären gerade recht zum Ballspielen. Bald flogen unter Gröhlen und Schreien die vielen weißen Dampfnudeln lustig hin und her, dass man hätte meinen können, man sei bei einer heftigen Schneeballschlacht mitten im Winter. Da durchzuckte mitten aus heiterem Himmel ein greller Blitz die Luft, schrecklicher Donner lies Berg und Tal erzittern und als die im Schweiße ihres Angesichts arbeitenden erschrockenen Bauern von ihren Feldern zur Höhe sahen, trauten sie ihren Augen nicht, der Burgberg war leer, die Burg verschwunden.

Behingen

Behlingen

Der Burgstall versteckt in den Bäumen.

Behlingen1

Informationstafel am Fuße des Burgstalls.

Behlingen2

Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei der Burg aus dem 11./12. Jahrhundert um keine zinnenbekrönte Maueranlage, sondern um eine Hochmotte (umwallter Turmhügel) mit Holzpalisaden handelt, die nur im inneren Bereich doppelschaliges Mauerwerk aufweist.

Behlingen3

Behlingen4

Das heutige Burgareal.

Behlingen5

Leichte Erhöhung auf der Ostseite zum Burgplateau.

 

 

 

Quelle Sage:

Sagen aus dem Landkreis Krumbach und seiner Umgbung, 2. Auflage 1985

Denkmäler in Bayern - Landkreis Günzburg - Band VII.91/1

Auf einem nach Norden gerichteten Sporn mit steilen Flanken östlich des Günztales, ca. 1 km westlich der Ortschaft Deisenhausen, ist eine 175 Meter lange mehrgliedrige Befestigung mit Haupt- und Vorburg abgetrennt. Seitlich der Haupt- und Vorburg ist keine weitere Bewehrung vorhanden. Haupt- und Vorburg sind durch eine geradlinige Wallgrabenkombination getrennt. Die Vorburg wird gegen das fast ebene Hinterland durch einen Wall mit Außengraben abgeriegelt. Die Abschnittsgräben sind in der Mitte durch Walldurchschnitte und Erdbrücken unterbrochen, die wohl bei der Anlage eines Wirtschaftsweges entstanden sind.

Die im 13. und 14. Jahrhundert erwähnten Herren von Gerenberg übersiedelten in der Mitte des 14. Jahrhunderts nach Wattenweiler. Damals durfte die Burg abgegangen sein.

 

Sage "Der Gockel von Schweigbeuren"

Westlich von Deisenhausen, wo heute nur noch der Einödhof Kiesberg steht, befand sich im Mittelalter eine Ortschaft mit dem Namen Schweigbeuren. Sie wurde im Jahre 1349 durch Wernherr von Reichenbach, dem damaligen Inhaber des Gebietes um Krumbach, an das Roggenburger Kloster geschenkt. Wann der Ort einging, ist unbekannt. Die Felder sind heute teils im Besitz der Deisenhauser Bauern, teils gehören sie zum Hofgut Waldhausen (Glaserhof), der ja heute noch Eigentum des Besitznachfolgers des Roggenburger Klosters ist. Die Erinnerung an Schweigbeuren und an ebenfalls dieser Gegend abgegangenen Ort Frankenhofen, ist in der neueren Zeit fast ganz verschwunden. Der alte Clemens, ein bekannter Geschichtenerzähler aus Deisenhausen, wusste vor vier Jahrzehnten neben vielen anderen Dingen aus alter Zeit auch eine Sage über Dorf und Schloß Schweigbeuren zu erzählen, die hiermit wiedergegeben sei:

In der Zeit der Kreuzzüge zog der Ritter Luithoff von seiner Burg Schweigbeuren aus mit dem Heere des Kaisers ins  Heilige Land und kam auch nach Jerusalem. Als er die heiligen Stätten besuchte, erinnerte er sich der Stelle in der Bibel, wo von dem Hahn die Rede ist, der dreimal krähte, nachdem Petrus den Herrn verleugnet hatte. Er beschloss, einen Gockel als Wappentier zu nehmen, wenn er wieder in der Heimat sei. Nach glücklicher Rückkehr lies er auf allen Helmen und Harnischen seiner Reisigen den Bären entfernen, der bisher das Wappen des Geschlechts gewesen war und lies einen Hahn eingravieren. Er sollte immer daran gemahnen , dass man sich zu jeder Zeit furchtlos auch inmitten von Feinden für seinen Herrn einsetzen müsse. Auch Luithoff selbst trug das Zeichen auf seinem Schild und gelobte sich, treu zu Gott und Kaiser zu stehen, was auch geschehen möge. Nun war aber in jener Zeit viel Fehde zwischen den Welfen und den Hohenstaufen. Luithoff stand zu den Hohenstaufen als dem rechtmäßigen Herrschern über das Reich. Ringsum aber saßen die Anhänger der Welfen und so hatte der Ritter Luithoff kaum noch Freunde unter der Ritterschaft des weiten Gebietes. Er aber widerstand allen Lockungen und Drohungen. Auf der Turmzinne lies er in einem Käfig einen Gockel unterbringen, der jeden Tag in der Morgenfrühe mit seinem lauten Krähen jeden Mann in der Burg an die Gefolgschaftstreue erinnern sollte.

Als dann die Feinde mit großer Übermacht vor Schweigbeuren zogen und mancher Kämpe in der Burg zaghaft werden wollte, erinnerte Luithoff immer wieder an die bittere Reue, die den Petrus befallen hatte, als er sich beim Krähen des Hahnes seines Verrates bewusst geworden war. Die Burg hielt denn auch allen Anstürmen stand. Nun sollte sie durch Hunger bezwungen werden. Als aber nach Monaten immer noch der Gockel von der Turmzinne schrie, dass man es auch im Feindslager vernahm, wurden die Belagerer des Wartens überdrüssig, denn sie sagten sich, dass da noch kein Mangel an Korn sein könne, wenn man so ein nutzloses Tier füttere, das nicht einmal Eier lege. Dass der Hahn eine ganz besondere Bedeutung hatte, wussten sie ja nicht. Die Feinde hielten deshalb Kriegsrat und zogen ab. Auf der Burg aber war längst das letzte Tier außer dem Gockel geschlachtet und das Korn hätte nur noch wenige Tage gereicht. Der Gockel, als Mahner zur Treue, hatte die Burg gerettet. Er blieb das Wappentier der Schweigbeurer Ritter durch viele Geschlechter und immer wurde ein Hahn auf der Turmzinne gehalten. Einmal aber brach ein Nachkomme Luithoffs dem rechtmäßigen Herrn die Treue. Er stellte sich bei der Belagerung von Burgau durch Ludwig den Bayern auf dessen Seite, obwohl er als markgräflicher Lehensmann dem Herzog Leopold von Österreich die Gefolgschaft gelobt hatte. Er fiel in der Schlacht als Verräter. Zur gleichen Stunde versank seine Burg Schweigbeuren am Rande des Günztals in die Tiefe der Erde. Ab und zu aber hört man dort noch das Krähen eine Hahnes und früher galt in Deisenhausen der Spruch, wenn einer log: "Hör auf, ich hör schon den Gockel von Schweigbeuren schreien".

 

Deisenhausen1

Abschnittswahl gegen das Hinterland und Blick in die Burganlage.

Deisenhausen2

 

Deisenhausen3

Wallgraben zwischen der Haupt- und Vorburg.

Deisenhausen4

Blick über den Graben in die Hauptburg.

 

 

Quellen:

Heinrich Habel - Landkreis Krumbach - 1969

Quelle Sage:

Sagen aus dem Landkreis Krumbach und seiner Umgbung, 2. Auflage 1985